Das Aortenaneurysma (Erweiterung der Hauptschlagader) und die Aortendissektion (Einreißen der Aortenwand) können verschiedene Bereiche der Aorta befallen. Im schlimmsten Fall kann das aufgeweitete oder eingerissene Gefäß platzen, was oft zum Tode durch Verbluten führen kann. Die Ursache für diese Krankheit liegt in einer Schwächung der Gefäßwand, die wiederum verschiedene Gründe haben kann, wobei man zwischen erworbenen (Rauchen, Bluthochdruck, erhöhte Blutfettwerte) und angeborenen Ursachen, wie Bindegewebserkrankungen (Marfan-Syndrom, Loeys-Dietz-Syndrom, Ehlers-Danlos-Syndrom) unterscheidet. Daher kann eine lebensbedrohliche Aortenerkrankung bereits im jungen Alter entstehen.
„Spider Graft“ – Entwicklung und Testung einer neuen Aortenprothese
Für die operative Behandlung eines Aortenaneurysmas gibt es bereits viele neue kathetergestützte (endovaskuläre) Techniken, die keinen großen offenchirurgischen Eingriff mehr benötigen und somit deutlich schonender für den Patienten sind. Allerdings können diese Techniken nicht bei allen Patienten eingesetzt werden. Insbesondere Patienten mit Bindegewebserkrankung werden überwiegend offenchirurgisch versorgt, da im weiteren Verlauf der Behandlung ein weiteres Wachstum der Gefäße zu befürchten ist. Ziel ist es, auch diesen Patienten zukünftig eine verbesserte und schonendere Form der Operation anbieten zu können.
Dafür wurde in der Klinik und Poliklinik für Gefäßmedizin am Universitären Herzzentrum eine neue Hybrid-Aortenprothese entwickelt. Sie ermöglicht, den Ersatz der Aorta im Brustkorb und Bauchraum ohne Herz-Lungenmaschine und ohne Öffnung des Brustkorbes durchzuführen und gleichzeitig Rückenmarksarterien wieder anzuschließen und dadurch das Risiko einer Querschnittslähmung zu senken.
In einem gemeinsamen Team von Ärzten des Universitären Herzzentrums und des Memorial Hermann Hospital – Texas Medical Center Houston, wurde die Prothese experimentell getestet.
Der sogenannte „Spider Graft“ orientiert sich an einer bereits vorhandenen Prothesenart und wird vom Forschungsteam für eine deutlich verbesserte chirurgische Behandlung immer weiter optimiert.
Im Vergleich mit aktuell durchgeführten OP-Verfahren zeigen sich beim Einsatz dieser neuen Hybridprothese folgende wesentliche Vorteile:
- Keine chirurgische Brustkorböffnung
- Kein Anschluss an eine Herz-Lungen-Maschine während der OP
- Reduzierung der Gefahr einer Querschnittslähmung (Arterien im Rückenmark können reimplantiert werden)
- Vermeidung von Minderdurchblutung der Organe
Dank der Spendengelder des Niklas Braack Charity Golf Cups, die solch eine intensive Forschung erst ermöglichen, ist die „Spider Graft“-Prothese auf einem sehr guten Weg und liegt bereits in der 4. Generation vor.
An einem Tiermodell wurde sie bereits mehrfach sehr erfolgreich getestet. Mit den daraus gewonnenen Erkenntnissen arbeitet das Forschungsteam stetig an der Weiterentwicklung, um eine für den Patienten optimale Lösung zu schaffen. Das Forschungsteam hofft auf eine baldige Zulassung der „Spider Graft“, um diese dann auch in der klinischen Praxis anwenden zu können. Damit könnte zukünftig auch Patienten, die an einer Bindegewebserkrankung leiden, ein deutlich schonenderer Eingriff ermöglicht werden, der zudem vorhandene Risiken aktueller Eingriffsmethoden deutlich vermindert.